Das «Spektrum der Wissenschaft» berichtete vor Kurzem über das im «American Journal of Plant Sciences» veröffentlichte Forschungsergebnis. Urin habe zwar nicht die gleiche Schädlingsreduktion wie synthetische Pestizide, dennoch würden «akzeptable Ernten» erzielt. Besonders in Entwicklungsländern eröffne diese Entdeckung nachhaltige und kostengünstige Perspektiven, da Urin nahezu überall verfügbar ist. Im Vergleich zu herkömmlichen Pestiziden bringt er zudem ein geringeres ökologisches Risiko mit sich. Der intensive Geruch, der bei der notwendigen Vergärung entsteht, stellt jedoch eine Hürde dar – sowohl in der praktischen Anwendung als auch bei der gesellschaftlichen Akzeptanz.
Um sicherzustellen, dass keine menschlichen Krankheitserreger auf die Pflanzen übertragen werden, muss der Urin ein bis zwei Monate in grossen Behältern in der Sonne vergären. Dabei entsteht ein sehr intensiver Geruch. Dieser unangenehme Geruch ist der grösste Nachteil beim Einsatz von Urin in der Doppelnutzung als Dünger und Pestizid. Er könnte jedoch der Hauptgrund für die pestizide Wirkung sein. Forschende vermuten, dass der Gestank Schädlinge wie Blattläuse, Thripse und Käfer abschreckt. Der genaue Wirkmechanismus ist jedoch noch nicht vollständig bekannt.
In Deutschland verfolgt das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte gemeinsame Forschungsprojekt des Leibniz Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenforschung (IGZ) und des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) bereits ein ähnliches Ziel: Im Rahmen eines innovativen Projekts wird Dünger aus sterilisiertem Urin an Gärtner verteilt, um Wirkung und Akzeptanz zu testen. Unterstützt wird dies durch eine Technologie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), die ursprünglich für den Weltraum entwickelt wurde.
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