Dass Stadtbäume die Umgebung kühlen, ist bereits bekannt. Bisher gingen Forschende allerdings davon aus, dass die Bäume bei Temperaturen über 30 °C die Blattporen schliessen, um Wasser zu sparen. Laut einer neuen Publikation der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL verdunsten Bäume auch bei Temperaturen über 39 °C viel mehr Wasser als erwartet und kühlen so weiterhin die Umgebung.
Für diese Erkenntnisse untersuchten Forschende der WSL, wie sich Platanen unter extremen Bedingungen verhalten, und erfassten mit Sensoren den Saftfluss in den Stämmen von acht Platanen im Genfer Vorort Lancy. Entgegen der Erwartungen nahm der Wasserfluss und die Verdunstung der Bäume mit zunehmender Hitze und Trockenheit zu und damit auch ihre Kühlleistung. Die Forschenden der WSL vermuten, dass u.a. tiefliegende Wasserreserven im Boden den Platanen dabei halfen.
Das Ausmass des Wasserflusses sei überraschend und werfe Fragen auf, so die Forschenden: Wenn Bäume anders auf Hitze reagieren als bislang angenommen, könnten auch die Prognosen zu ihrem Kühleffekt und die Modelle zur Hitzeverteilung in den Städten ungenau und unzuverlässig sein. Nun wollen sie herausfinden, wie sich andere Baumarten und Platanen an anderen Standorten unter extremer Hitze verhalten, um die Anpassung von Städten an ein wärmeres Klima besser zu planen.