Der früher in Bern heimische Nashornkäfer wurden unter wissenschaftlicher Begleitung von Käferspezialisten im Tierpark Bern gezüchtet. Die Larven der ersten Zuchtgeneration haben ihren dreijährigen Entwicklungszyklus abgeschlossen und stehen kurz vor der Verpuppung. Das sei der richtige Zeitpunkt, um sie auszuwildern, teilen Stadtgrün Bern, der Tierpark Bern und das Naturhistorischen Museum Bern in ihrer gemeinsamen Medienmitteilung mit. Dafür wurden in den letzten vier Jahren Totholzstrukturen geschaffen, die diesen Käfern als Lebensraum dienen werden. Insgesamt 40 Larven und 90 Käfer wurden in Anwesenheit einer Vertreterin des Amts für Naturförderung des Kantons Bern (ANF) sowie Citizen-Science-Helfererinnen und -Helfern in vorbereitete Holzhaufen ausgesetzt.
Die Stadt Bern und der Tierpark setzen mit dem Projekt ein Zeichen für den Erhalt der Artenvielfalt im Siedlungsraum. Laut einer im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) durchgeführten Analyse gelten über 60 Prozent der bewerteten einheimischen Käferarten als gefährdet oder potenziell gefährdet. Dabei sind Käfer und ihre Larven eine zentrale Nahrungsquelle für zahlreiche Tiere – darunter Spechte und Spitzmäuse. Der Schutz dieser Insekten ist daher auch ein Beitrag zum Erhalt ganzer Ökosysteme.
Die Auswilderung der Nashornkäfer ist ein konkretes Projekt im Rahmen der «Strategie Nachhaltige Entwicklung» der Stadt Bern, um die regionale Biodiversität zu fördern. Die Wiederansiedlung des Nashornkäfers zeigt exemplarisch, wie solche Massnahmen effektiv umgesetzt werden können.
Nashornkäfer verbringen den Grossteil ihres Lebens als Larven verborgen in Totholz oder holzreichem Kompost. Die adulte Phase – in der sie flugfähig sind – dauert lediglich wenige Tage bis Wochen und dient ausschliesslich der Fortpflanzung. Ihre Flugaktivität findet abends und nachts statt, was sie vor Fressfeinden schützt. Aufgrund ihrer Lichtaffinität werden sie häufig in der Nähe künstlicher Lichtquellen beobachtet.