Neue Analysen zeigen, dass sich gebietsfremde Pflanzenarten mit zunehmender Zeit erfolgreich in europäische Nahrungsnetze integrieren. Ausschlaggebend ist dabei nicht ihre geografische Herkunft oder die Verwandtschaft zu heimischen Arten, sondern vor allem, wie lange sie bereits vorkommen und wie weit sie verbreitet sind. Das schreibt das Forum Biodiversität Schweiz basierend auf einer Fachpublikation der Universität Leipzig.
Diese hat herausgefunden, dass mit zunehmender Aufenthaltsdauer immer mehr Interaktionen zwischen den eingeführten Pflanzen und spezialisierten Mikro-Pflanzenfressern wie Miniermotten, Gallmücken oder Blattläusen entstehen. Diese Organismen nutzen etablierte gebietsfremde Pflanzen zunehmend als Nahrung oder als Wirtspflanze, obwohl sie hochspezialisiert sind. Es entwickeln sich vergleichbare Interaktionsmuster wie bei einheimischen Arten. Ein Beispiel dafür ist die vor über 300 Jahren eingeführte Robinie, die heute von zahlreichen Mikroherbivoren besiedelt wird.
Die Ergebnisse widerlegen die Annahme, dass gebietsfremde Pflanzen für heimische Konsumenten unattraktiv bleiben und sich deshalb besonders stark ausbreiten können. Für den Naturschutz liefern diese Erkenntnisse wichtige Hinweise im Hinblick auf Klimawandel, Artenverschiebungen und ein differenziertes Management gebietsfremder Arten.