Raibler Haarstrang (Peucedanum

Raibler Haarstrang (Peucedanum rablense) und Asphodeline liburnica (Junkerlilie) begleiten die Bälle des Zierlauchs mit transparenten Blatttexturen.

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Was sehen wir nicht, wenn wir sehen – Analyse einer Staudenpflanzung

Was sehen wir bei der Betrachtung einer Staudenpflanzung? Bewusst registrieren wir als erstes, ob uns dieses Bild anspricht oder nicht. Wir sehen Blütenfarben und Blattformen, und als Fachperson können wir vielleicht einzelne Arten benennen. Wie sieht es aber mit den eigentlichen Wachstums- und Veränderungsprozessen aus?

Die Wachstums- und Veränderungsprozesse von Pflanzen liegen oft im Verborgenen. Sie lassen sich nicht durch einen Blick im Moment erfassen, wir sehen immer nur das Ergebnis dieser Prozesse. Diese Analyse soll Aspekte behandeln, die über das rein Sichtbare hinausgehen. Daraus lassen sich Auswahlkriterien für die Planung einer Staudenpflanzung ableiten, die für die längerfristige Entwicklung von Nutzen sein können.

Der Fokus liegt dabei auf den Mechanismen und Pflanzeneigenschaften, die das Zusammenspiel einer Staudenpflanzung beeinflussen. Es geht darum, sich bewusst zu werden, wie eine natürliche Pflanzengesellschaft funktioniert. Grundsätzlich gilt es zu erkennen, welche Faktoren für die Vergesellschaftung verantwortlich sind.

Diese Erkenntnisse sind die Grundlage, um Kombinationen mit einer langfristigen Koexistenz verschiedener Arten zu planen – ohne ständige Eingriffe. Denn wenn wir die Wachstumsprozesse der einzelnen Arten genau kennen, und wir diese am jeweils richtigen Standort einsetzen, dann können selbstregulierende Pflanzungen entstehen. Diese können dynamische Aspekte aufweisen, ohne dass das Gesamtbild über die Jahre seinen stabilen Grundcharakter verlieren würde. Es ist eine sehr grosse Herausforderung, solche Staudenpflanzungen anzulegen, und wurde so bisher nicht erreicht. Einige bekannte Mischpflanzungen sind bezüglich dieser Fragestellung bereits einen Schritt weiter.

Analysebeispiel «Kissen und Kugel»

Fallbeispiel für die Analyse ist die Pflanzung «Kissen und Kugel», die 2012 im Schaugarten der Gartenwerke angelegt wurde. Die Pflanzung umfasst knapp 100 m2 und liegt an einem Hang mit nordwestlicher Ausrichtung. Der Schnee bleibt im Frühling lange liegen, da der Hang nur Streiflicht erhält. Im Sommer kann der Standort als vollsonnig bezeichnet werden. Der Boden ist gut durchlässig, aber nicht nährstoffarm und wurde anfänglich mit Sand gemulcht. Das Gestaltungsziel war es, in dieser Pflanzung verschiedene grosskugelige Zierlauch-Sorten zu verwenden und zu vergleichen. Dazu kamen eine Handvoll sommergrüner Allium-Arten. Die grossen Kugelblüten sollten über einer niedrigen Wellenlandschaft aus Blattmasse schweben.

Ausbreitung und Lebensdauer

Ein wichtiges Auswahlkriterium kann die Art und Weise sein, wie sich eine Staude in einer Pflanzung ausbreitet. Werden Stauden mit unterschiedlichen Ausbreitungsstrategien in derselben Pflanzung verwendet, kann davon ausgegangen werden, dass eine Art mehr Vorteile gegenüber einer anderen hat. Entscheidend dabei sind u. a. die Standortbedingungen. Eine stark Ausläufer bildende Art breitet sich an einem nährstoffarmen und trockenen Standort weniger aus, als wenn sie humos und feucht steht. Die meisten der in dieser Pflanzung ausgewählten Arten bilden Horste, gut ein Drittel breitet sich durch Selbstaussaat stark aus. Würde eine Art, die zu Selbstaussat neigt,ebenfalls schnell wachsen und viel Biomasse bilden, könnte sie gegenüber den horstbildenden Arten eine Konkurrenz darstellen. Dies ist bei den Arten in dieser Pflanzung aber nicht der Fall. Die kleinen Arten wie Armeria und Silene suchen sich vor allem an den Randpartien einen Platz. Der höhere Raibler-Haarstrang (Peucedanum rablense) muss an einigen Stellen ausgeschnitten werden, damit er andere schwächere Arten nicht verdrängt.

Ausbreitung und Lebensdauer stehen meistens in einem direkten Bezug. Grundsätzlich neigen kurzlebige Arten zu einer hohen Produktion an Samen und demzufolge zu starker Selbstaussaat, langlebige dagegen weniger.

Biomasse und Austriebszeitpunkt

Der Austriebszeitpunkt im Frühjahr sollte bei einer Staudenpflanzung Beachtung finden. Stauden an feuchten und nährstoffreichen Standorten treiben oft sehr früh aus. Das Gegenteil gilt für Wildpflanzen an trockenen und nährstoffarmen Plätzen. Frühaustreibend sind beispielsweise viele europäische Ziergräser, asiatische und amerikanische hingegen spät.

Dies ist jedoch nicht nur bei Gräsern so. Somit können frühe Arten spät austreibende Stauden überlagern und mit der Zeit verdrängen. Auch bei der Ausbreitung von Unkräutern ist dies ein entscheidender Faktor. Viele heimische Kräuter, die wir oft nicht wünschen, sind sogar wintergrün und somit automatisch im Vorteil. Auch die Bildung von viel Biomasse kann entscheidend dafür sein, ob eine Staudenpflanzung grossen Zeitaufwand für die Regulierung von Unkräutern benötigt. Es erscheint logisch, dass gerade an produktiven Standorten Beikräuter nicht auftreten können, da die Blattmasse Konkurrenz unterdrücken kann. Die Analyse zeigt gerade in diesen zwei Aspekten die Schwachstelle von «Kissen und Kugel». Der Durchschnittswert zeigt eine geringe bis mittlere Produktion an Biomasse und der Zeitpunkt des Pflanzenaustriebes liegt hauptsächlich im mittleren Bereich. Somit ist die Fläche relativ lange offen und lässt Raum für Beikräuter, die von Hand reguliert werden müssen. Auch die spät austreibenden Schmucklilien müssen teilweise von ungewünschten Sämlingen freigehalten werden.

Lebensbereiche und Naturstandorte

Die Einteilung der Pflanzen nach Lebensbereichen nimmt eine zentrale Rolle in einer Planung ein. Die Arten in einer Liste sind jedoch nicht immer automatisch für eine längerfristige Vergesellschaftung bestimmt. Zeigen die ausgwählten Arten bei den Lebensbereichen von «Kissen und Kugel» einen gleichmässigen Anteil an Beet-, Felsensteppen- und Steinanlagen-Arten, präsentiert sich das Bild bei den Naturstandorten etwas einheitlicher. Der vergleichsweise hohe jährliche Pflegeaufwand in diesem Gartenteil ist eine klare Antwort darauf, dass die Pflanzenauswahl in voralpiner Lage und in sich nicht standortgerecht ist.

Eine kritische Analyse hilft, Versäumnisse bei der Pflanzenauswahl sichtbar zu machen. Es liegt auf der Hand, dass wir als Fachleute etwas tiefer blicken sollten, um den Ansprüchen einer zukünftigen Staudenverwendung gerecht zu werden. Am Schluss können wir selbstverständlich immer noch entscheiden, ob wir pflegerisch eingreifen wollen, um ein geliebtes Bild zu erhalten. Dies bedeutet im Grunde genommen ja auch, Gärtnerin und Gärtner zu sein.

Tabelleninterpretation (rechte Seite)

Die Tabelle «Biomasse/Höhe» (oben) zeigt die wichtigsten Stauden und Kleingehölze der Pflanzung. Die Balken zeigen, wie viel Biomasse eine Art während einer Vegetation produziert. Sind die Werte zu unterschiedlich, kann eine Staude die andere über die Jahre verdrängen, dies vor allem an nährstoffreichen und feuchten Standorten. Derselbe Mechanismus spielt auch, wenn die Pflanzen zu unterschiedliche Austriebszeitpunkte haben.

In der Tabelle «Lebensbereiche» (unten) ist klar zu erkennen, dass die Pflanzen in «Kissen und Kugel» zu gleichen Teilen aus drei verschiedenen Lebensbereichen stammen. Die Einteilung nach Natur-standort sieht einheitlicher aus. Die meisten Arten weisen eine lange Lebensdauer mit horstigem Wuchs auf, wenige sind kurzlebig und können sich durch Aussaat stark ausbreiten.|

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Bachelor Landschaftsarchitektur
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Informationsveranstaltung zum neuen Studiengang Bachelor of Arts Landschaftsarchitektur an der Berner Fachhochschule (BFH). Er bereitet künftige Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten darauf vor, urbane Räume ganzheitlich zu denken und kreative, nachhaltige Lösungen für Stadt, Natur und Gesellschaft zu entwickeln. Start: Herbstsemester 2026. Studiengangentwicklung: Daniel Baur, Professor für Landschaftsarchitektur und Städtebau. Anmeldung: bfh.ch, landschaftsarchitektur@bfh.ch.

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Urbane Ökosysteme 2025
ZHAW Wädenswil, Gebäude GA, Wädenswil

Am Freitag, 28. November 2025, lädt die ZHAW in Wädenswil zur Fachtagung Urbane Ökosysteme ein. Unter dem Titel «Wege zur Klimaanpassung in Städten und zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft» referieren und diskutieren Expertinnen und Experten aus Forschung, Verwaltung und Praxis konkrete Strategien für kühlere, grünere und lebensfreundlichere Stadtlandschaften. Beiträge u. a. von Christine Bräm (Grün Stadt Zürich), Prof. Dr. Stephan Pauleit (TUM), Nicolas A. Klöhn, Sachverständiger für Bäume, Berlin. und Maria Vassilakou (ehem. Vizebürgermeisterin Wien). Kosten: Fr. 250.–, Lernende und Studierende: Fr. 80.–. 
Anmeldung (bis 23.11.2025): zhaw.ch/urbane-oekosysteme.

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