Artikel

  • Diverses

Growing in Cities: Nahrungs­anbau in Städten

Unter dem Titel «Growing in Cities» wurde Bilanz gezogen über das vierjährige europäische Projekt «COST Action TU1201 Urban Allotment Gardens in European Cities». An der Abschlusstagung in Basel diskutierten 150 Teilnehmende aus Europa, aber auch aus Asien die Resultate.

Urbane Entwicklung, soziale Aspekte, ökologische Funktionen und städtische Morphologie sind Schwerpunkte des Projektes «Urban Allotment Gardens» (www.ruaf.org), über die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates an der Tagung in Basel berichteten. Matthias Drilling, Basel, charakterisierte das Urbane Gärtnern als vielfältiges, komplexes Netzwerk, das Koalitionen schafft. Susan Noori, Birmingham, fand zu den sozialen Aspekten des Urbanen Gärtnerns keine allgemeingültige Definition. Vielmehr werde Urbanes Gärtnern in jedem Land, in jeder Stadt anders verstanden. Gemeinsam ist allen Projekten, dass sie das soziale Netzwerk einer Stadt stärken. Die Urban-Gardening-Areale – ein Patchwork mit Überbleibseln ehemaliger Nutzungen und meist reich an Arten – sind bezüglich ihrer ökologischen Funktionen in der Regel den «halbnatürlichen» Flächen zuzuordnen.

Zur urbanen Morphologie wurden folgende Schlüsse gezogen: Die Gärten wechseln je nach Kultur und soziopolitischer Region. Die städtische Verdichtung erfordert dringend naturbasierte, innovative Lösungen. Spontan gebildete Gruppen können besser mit vernachlässigten Arealen umgehen als Institutionen. In Riga (Lettland) zum Beispiel werden «Urban Gardener» an der Stadtplanung beteiligt.

Über die Aneignung (englisch umfassender umschrieben als adaptation and appropriation) von disfunktionalen städtischen Freiräumen berichtete Stefanie Hennecke, Uni Kassel. Anhand der Projekte Stadtwall Bremen, Killesberg in Stuttgart und Geleisedreieck Berlin zeigte die Referentin auf, dass spontan entstandene Nutzungen in diesen disfunktionalen Räumen wie Affen- und Kneippgarten, Sportparks, Pflanzgärten und Tennisplätze durch sogenannt funktionale Projekte ausradiert worden sind. «Da war vorher nicht nichts, sondern da war Leben.» Einzig beim Projekt Geleise­dreick Berlin mussten sich die Wettbewerbsgewinner dank der starken Opposition der Nutzenden mit den vorhandenen Nutzungen auseinandersetzen und diese teilweise integrieren. Trotzdem entstand aus einer urbanen Wildnis ein funktionalisierter, geplanter Park. Die Referentin liess die Frage offen, ob die konservierten «spontanen Nutzungen» lange überleben werden, denn die Funktionalisierung des öffentlichen Raumes ist ein gerichteter fortlaufender Prozess in Richtung Ordnung. Sie zeigte weiter auf, dass es für spontane Aneignungen immer wieder neue disfunktionale Startflächen braucht. Dabei ist die Menge disfunktionaler Räume direkt abhängig vom Grad der ordnenden Kräfte. Je stärker die ordnenden Kräfte einer Stadt, desto weniger «Freiräume» sind vorhanden.

Entwicklung der Familiengartenareale

Thomas Nicola, Basel, untersuchte Familiengartenareale in Basel und Bern und präsentierte folgende Schlussforderungen bzw. Anforderungen:

Intern: grössere Diversifikation der Nutzenden – integrieren / aufnehmen.

Fehlende Partizipation an Aktivitäten, die vom Vorstand vorgegeben werden.

Zusätzliche soziale Änderungen wie neue Arbeitszeitmodelle verlangen nach neuen «Regierungsstilen».

Extern sind vor allem die Änderungspläne der Stadtplaner von Bedeutung. Lösungen bieten sich durch breite Allianzen mit anderen Organisationen.

Diskussion der Werte: der hohe soziale Wert von Gärten versus die monetären Werte der Immobilienwirtschaft. Werden Familiengartenareale immer weiter an den Stadtrand gedrängt, verlieren sie an Attraktivität.

Publikation für die Praxis

Eine Praxispublikation zu gegenwärtigen Bedeutungen, aktuellen Herausforderungen und künftigen Zielen städtischen Gärtnerns ist in Vorbereitung. Es wurden die folgenden vier aktuellen städtischen Ideale herausgegriffen: die verdichtete Stadt, die nachhaltige Stadt, die Stadt als öffentliches Gut sowie die partizipative Stadt. Die Planungspraxis in den Städten reagiert mit unterschiedlichen Heran­gehensweisen, aus denen sich für die Schweiz drei zentrale Trends herauskristallisieren: Die Aufhebung und Substituierung von Gartenarealen, die Sicherung und Aufwertung von Gartenarealen sowie die Förderung neuer Gartenformen. In der Praxispublikation werden diese Trends mit Beispielen illustriert.

Sich abzeichnende Entwicklungen wie die zunehmende räumliche Verdichtung oder der demografische Wandel lassen für die kommenden Jahrzehnte grössere Veränderungen für das städtische Gärtnern erwarten, vor allem für die in der Schweiz am weitesten verbreitete Form der Kleingärten. Um diesen Veränderungen proaktiv begegnen zu können, werden in der Praxispublikation klassische Funktionen sowie mögliche Ziele für die Zukunft städtischen Gärtnerns vorgestellt. Die Publikation wird auf der Website der VSSG unter www.vssg.ch aufgeschaltet; es wird keine Druckversion geben.

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

  • Produktion
  • Diverses

Seit 1985 wird der Petersplatz im Vatikan zu Ostern mit allerlei Blumenarrangements von niederländischen Floristen geschmückt, um der Heiligen Messe,…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Forschung
  • Umwelt
  • Biodiversität

Die Gletscherschmelze hat weitreichende Auswirkungen auf die Lebensräume zahlreicher Lebewesen, die in Bächen leben, die von Gletscherwasser gespeist…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Veranstaltungs-Tipp
  • Fachmessen

Die Oeschberger Gartenschau 2024, die bedeutendste Schweizer Fachmesse der Grünen Branche, präsentiert sich vom 26. bis 28. Juni 2024 zum 32. Mal. Mit…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Buch-Tipp
  • Biodiversität

In «Schmetterlingswissen» vermittelt Naturfotografin und Biologin Mareike Possienke grundlegendes Wissen über Schmetterlinge und weckt den Spass an…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Forschung
  • Pflanzenschutz
  • Nutzpflanzen

Ackerböden enthalten oft Krankheitserreger, die Pflanzen befallen können und so die Erträge verringern. Nun hat ein Schweizer Forschungsteam der…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Auszeichnungen
  • Forschung
  • Botanische Gärten

Der Botanische Garten Neuenburg wurde von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) mit dem Prix Museum 2023 ausgezeichnet. Sie würdigt…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Auszeichnungen
  • Umwelt

Die Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz (BGS) kürte die Parabraunerde im Wald zum Boden des Jahres.

Weiterlesen

  • Diverses
  • Auszeichnungen

Die Wyss Samen und Pflanzen AG in Zuchwil wurde mit dem «Sozialstern 2023» ausgezeichnet. Eine Ehre, die Unternehmen erhalten, die sich vorbildlich…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Buch-Tipp

37 Blumen aus allen Jahreszeiten: Geschichten über ihre Herkunft, Bedeutung und Besonderheiten. Schon gewusst, dass die Tulpe aus dem Himalaya kommt,…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Buch-Tipp

Alles in der Natur erfolgt in Rhythmen und Zyklen, jedes Lebewesen hat seine Zeit. Eine adulte Eintagsfliege erlebt nicht einmal einen ganzen Tag,…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Forschung
  • Biodiversität

Böden spielen eine entscheidende Rolle bei der Artenvielfalt auf unserem Planeten. Rund zwei Drittel aller bekannten Arten werden im Boden vermutet,…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Umwelt

Unternehmen arbeiten an Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen, um neben dem herkömmlichen Recycling eine Alternative zur nachhaltigen…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Diverses
  • Umwelt

Im Viererfeld in Bern soll der Boden an der Landesausstellung 1914 dermassen verseucht worden sein, dass es nun Folgen für Kleinkinder nach sich…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Forschung
  • Umwelt

Ein internationales Forschungsteam hat den Einfluss des Klimas auf Ökosysteme und die Vegetation nachgewiesen. Mit diesem Wissen könnten…

Weiterlesen

  • Diverses
  • App-Tipp

Auch im sechsten Jahr seit ihrer Lancierung inspiriert die App «Flower Walks» Naturbegeisterte mit neuen Streifzügen und eindrücklichen Geschichten zu…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Pflanzen-Tipp
  • Veranstaltungs-Tipp

Die Titanwurz (Amorphophallus titanum), die grösste Blume der Welt, erblüht in wenigen Tagen nach vierjähriger Pause wieder im Botanischen Garten der…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Diverses
  • Biodiversität

Nach der diesjährigen nationalen Vogelzählung von BirdLife Schweiz wird wieder bestätigt, dass der Siedlungsraum ein wichtiger Lebensraum für Vögel…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Diverses
  • Biodiversität
  • Veranstaltungs-Tipp

Auch dieses Jahr rief BirdLife Schweiz zur nationalen Vogelzählung auf. Die «Stunde der Gartenvögel» soll ein breites Publikum für die Vielfalt der…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Biodiversität

Eine knappe Mehrheit der Umweltkommission des Ständerates (UREK-S) lehnt die Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG) ab. Dies entgegen dem…

Weiterlesen

  • Diverses
  • Biodiversität
  • Veranstaltungs-Tipp
  • Organisationen

Pro Natura und die Stiftung Umwelteinsatz Schweiz (SUS) bieten seit über drei Jahrzehnten die Möglichkeit, die Natur- und Kulturlandschaft während…

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe

08/2024

Mähroboter 2.0 – Satellit statt Signalkabel

Vertikutieren – Gerätetechnik im Fokus

Qualitative Unterschiede bei Staudenmischungen

Pflanzenstärkung bei Bauer Baumschulen
 

Zur Ausgabe E-Magazine

Newsletter Registration

Frau  Herr 

Agenda

Urban Forest – neues Design?
Ost, Rapperswil, Gebäude 6, Raum 6.106 und Live-Übertragung via Teams

Studiengang Landschaftsarchitektur, Rapperswil, Vortragsreihe Frühjahrssemester 2024 (jeweils Mittwoch, 8., 22. Mai, 5. Juni 2024). Drei Vorträge bzw. Erfahrungsberichte über neue Wälder im Siedlungsgebiet und alte und neue Erholungsformen in siedlungsnahen Wäldern. Der erste Vortrag widmet sich am Beispiel der Englschen Anlage in Bern der Entwicklung der Gestaltsprache der Erholungsräume im siedlungsnahen Wald und Entwicklung von Wäldern im Siedlungsgebiet. Referentin: Nicole Wiedersheim, Landschaftsarchitektin BSLA, Umland Moderation: Prof. Dr. Susanne Karn.
Link zur Teilnahme via Teams

08.05.2024 17:10  –  18:00
Baden im Wald

Studiengang Landschaftsarchitektur, Rapperswil, Vortragsreihe Frühjahrssemester 2024 (jeweils Mittwoch, 8., 22. Mai, 5. Juni 2024). Drei Vorträge bzw. Erfahrungsberichte über neue Wälder im Siedlungsgebiet und alte und neue Erholungsformen in siedlungsnahen Wäldern. Der dritte Vortrag widmet sich dem Waldbaden – was sind «erholungsförderliche Umwelten» und welche Rolle spielt der Wald dabei?.Referenten: Dr. Eike von Lindern, Umweltpsychologe, Dialog-N & Mike Dalbert, Forstwart, Landschaftsarchitekt, Moderation: Prof. Ladina Koeppel

05.06.2024 17:10  –  18:00
Wildnis trifft Garten
Gartenakademie Dycker Feld, Jüchen/Nordrhein-Westfalen

Zweites Internationales Gartensymposium. Die Vorträge der international renommierten Gartengestalter werden auf Deutsch und Englisch gehalten.
Detailprogramm und Anmeldung

20.06.2024  –  21.06.2024

Submissionen

Neubau Mehrzweckhalle Bläji, Koppigen
Angebotsfrist: 07.05.2024
Region Schaffhausen
Neugestaltung Kammgarnhof und Neubau Tiefgarage
Angebotsfrist: 17.05.2024