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Ein Bakterium lässt Rosskastanien

Ein Bakterium lässt Rosskastanien «bluten»: Dunkle Flecken am Hauptstamm, häufig hellbraun unterlegt, zählen zu den charakteristischen Symptomen eines Befalls durch Pseudomonas syringae.

Die nässenden Ausflüsse

Die nässenden Ausflüsse am Stamm enthalten teilweise Bakterienschleim.

Typisch ist auch eine hell-

Typisch ist auch eine hell- bis rot- braune Verfärbung des Holzgewebes in länglichen Streifen.

Die Rindenrisse können bis

Die Rindenrisse können bis zu mehrere Meter lang sein.

  • Pflanzenschutz

Experten rechnen mit vermehrt sterbenden Rosskastanien

Seit Jahren setzt der Rosskastanie die Kastanienminiermotte zu. Nun gibt es eine weitere Hiobsbotschaft für den beliebten Baum: Vermutlich sind sehr viele Kastanien in Deutschland mit dem Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi infiziert. Während die Miniermotte die Kastanien nur schwächt, kann das gefrässige Bakterium zum Absterben der Bäume führen.

Als rasch und kräftig wachsender Parkbaum ist die Rosskastanie Aesculus hippocastanum wohlbekannt. Sie wird heute oft als einheimisches Gehölz betrachtet, obwohl die Gebirgszonen von Griechenland, Albanien und Bulgarien die eigentliche Heimat sind. Von dort aus hat sich dieses attraktive Gehölz gegen Ende des 16. Jahrhunderts über Wien in ganz Europa ausgebreitet und entwickelt bis heute an einem freien Standort seine volle Schönheit.

Typisch für die Rosskastanie sind die mächtigen, länglich-runden Kronen, die im Monat Mai eine Fülle weisser Blütenkerzen schmücken. Typisch sind auchclass="s3">die handförmig geteilten, mit vier bis neun Blättchen ausgestatteten, lang gestielten Blätter und – gegen Ende des Sommers – die attraktiven Früchte, die jeweils einen grossen Samen mit breitem Nabelfleck enthalten.

Schon seit einigen Jahren gibt es bei der weiss blühenden Art einige Probleme, verursacht durch die Rosskastanienminiermotte Cameraria ohridella, die Gangminen in die Blätter frisst. Als Folge verbräunen diese bei starkem Befall schon im Sommer und werden oft auch vorzeitig abgeworfen.

Nun wird aktuell in verschiedenen deutschen Medien von einer neuen Krankheit berichtet, die sich zu einer «Kastanien-Katastrophe» entwickeln könnte. Experten sprechen bereits vom Rosskastaniensterben, da sich diese Krankheit derzeit rasch und stark in Mitteleuropa ausbreitet. Verursacht wird sie vom Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi, das erstmals in den 1970er-Jahren in Indien an der Indischen Rosskastanie (Aesculus indica) nachgewiesen wurde.

Rasante Ausbreitung in Deutschland

In Europa wurde das erste Auftreten die-ser Bakterienkrankheit an heimischen Rosskastanien in England und den Niederlanden (2002) festgestellt. Von dort aus hat sich der Erreger immer weiter ausgebreitet. 2007 wurde die Bakterienkrankheit zum ersten Mal in Deutschland festgestellt, wobei zunächst lediglich ein Absterben der Rinde beobachtet wurde. Im Winter 2011/2012 änderte sich die Situation, denn es kam, so Prof. Dr. Dirk Dujesiefken vom Institut für Baumpflege, Hamburg, bei befallene Bäumen im Nordwesten von Deutschland zu einem zusätzlichen starken Auftreten verschiedener Pilze, z. B. Samtfussrübling und Austernseitling. Die Folge dieses bakteriellen und pilzlichen Befalls war, dass zunächst ganze Kronenpartien und später ganze Bäume abstarben. Seither hat sich die Krankheit rasant über weite Flächen ausgebreitet. Allein in Krefeld soll jedes siebente Exemplar der dort vorhandenen 2649 Rosskastanien befallen sein. Und in der Stadt Viersen mussten auf einem Friedhof bereits 31 Bäume gefällt werden.

Alle Altersstufungen betroffen

In einem Gespräch mit dergartenbau bezeichnete Dr. Marianne Klug vom Pflanzenschutzdienst Nordrhein-Westfalen dieclass="s1">Situation als «sehr unerfreulich». An vielen Stellen, sowohl in städtischen wie auch in ländlichen Gebieten, und bei allen Altersstufungen gebe es Probleme. Alte Bäume täten sich aber schwerer. Oft seienclass="s1">auch andere Faktoren an der Erkrankung der Rosskastanie beteiligt, z. B. Phytophthora (ähnliche Symptomatik) oder abiotische Schäden. Es wird vermutet, dass die Witterungsverläufe der letzten Jahre mit starkem Frost, Trockenheit und gros­sen Temperaturschwankungen die Bäume geschwächt haben. Laut Prof. Dujesiefkenclass="s1">können nach jetzigem Kenntnisstand alle Bäume der Gattung Aesculus von Pseudomonas syringae befallen werden. Aufgrund der bisher bekannt gewordenen Schadensfälle wird befürchtet, dass ein grosser Teil der Rosskastanien in den kommenden Jahren absterben könnte.

Merkmale eines Pseudomonas-Befalls

Zu erkennen ist ein Befall zunächst an einem rostbraunen bis schwarzen Ausfluss aus der Rinde. Diese «blutenden» Stellen findet man am Hauptstamm und teils auch an den Hauptästen. In diesen Bereichen ist die Rinde oftmals schon abgestorben und es zeigen sich auffällige, bis mehrere Meter lange Rindenrisse, die teilweise auch den Holzkörper freilegen. Hier können Holz zerstörende Pilze den Baum besiedeln. Als Folge des Befalls durch das Bakterium und die Pilze wird die Versorgung des Baumes mit den erforderlichen lebensnotwendigen Stoffen erschwert. Es lassen sich Laubaufhellungen und das Ausbilden von kleineren Blättern beobachten. Vor allem bei Bäumen mit schwacher Vitalität kommt es zum Absterben ganzer Kronenpartien und letztlich des ganzen Baumes.

Zur sicheren Bestimmung der Krankheit ist eine Laboranalyse erforderlich. Im Winter macht eine Probeentnahme allerdings keinen Sinn, weil der Schaderreger zu dieser Jahreszeit nicht erfolgreich nachgewiesen werden kann.

Keine Bekämpfungsmöglichkeiten

Problematisch ist Pseudomonas syringae, weil es zurzeit keine Bekämpfungsmöglichkeiten oder -mittel gibt. Fachleute, die sich mit der Bakterienkrankheit befassen, sind der Meinung, dass es Rosskastanien geben kann, die nicht befallen werden oder auch einen Befall überleben, wobei das befallene Gewebe eintrocknet und das Bakterium sich nicht weiter ausbreitet. Ist die Verkehrssicherheit durch andere Schäden nicht beeinträchtigt, empfiehlt die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz, Rosskastanien mit leichtem und mittelstarkem Befall, die noch eine gute Vitalität aufweisen, zu belassen und weiter zu beobachten.

Auf die Frage, ob zum gegenwärtigen Zeitpunkt Rosskastanien nachgepflanzt werden sollen, wurde von den Experten zum Ausdruck gebracht, dass zurzeit von einer Neuanpflanzung der Rosskastanie abgeraten wird.

Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse wird damit gerechnet, dass sich der bakterielle Krankheitserreger weiter ausbreitet. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Rosskastanienexemplare überall kontinuierlich kontrolliert werden. Dabei ist auf folgende Symptome zu achten:

rostbraune bis schwärzliche Leckstellen am Stamm

abgestorbene Rinde mit Rissbildung

plötzlich absterbende Kronenteile

Pilzfruchtkörper, die sich speziell im Herbst und Winter aus den Rissen in der Rinde heraus entwickeln

Solange keine Möglichkeit zur Bekämpfung des bakteriellen Schaderregers bekannt ist, kann man nur versuchen, den Rosskastanien vorbeugend ideale Rahmenbedingungen zu verschaffen sowie Stresssituationen – insbesondere Trockenheit – zu vermeiden. Rosskastanien schätzen Bedingungen, wie sie in Städten oft nicht gegeben sind. Dazu gehören ein gut durchlüfteter, lehmiger, frischer Boden (hohe Wasser- und Pufferkapazität) sowie ein pH-Wert zwischen 6 und 8. Als Vorsichtsmassnahme sollten die Schnittwerkzeuge stets desinfiziert werden.

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Fachtagung des Kompostforums Schweiz mit Referaten, Workshops und Besichtigung einer Ausstellung an der ZHAW Wädenswil. Prof. Dr. Matthias Erb (Universität Bern, Boum AG) berichtet über neue Erkenntnisse aus der Pflanzenkommunikation. Alex Mathis (Dipl.-Ing. FH, ZHAW) beleuchtet das Thema «Kompostieren fürs Klima». In einem Workshop der Bionika AG und des Kompostforums Schweiz kann die Kompostqualität direkt überprüft werden. Eine Führung durch die Ausstellung «Bodenwelten» rundet das Programm ab. Ergänzt wird die Tagung durch aktuelle Beiträge aus der Pflanzenkohleforschung von Fredy Abächerli (Bionika AG) und Samira Furrer (ZHAW) sowie einem Einblick ins Projekt «Bauerngarten in Schulen» vom Verein Bildungs- und Schulgärten Schweiz.

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