Artikel

«Wir müssen Mut haben und

«Wir müssen Mut haben und für die Zukunft neue Wege beschreiten.» Vor dem Hintergrund der gestiegenen Anforderungen sieht Gärtnermeister Jürg Haas Handlungsbedarf für die Ausbildung der Landschaftsgärtner.

Auf kleinstem Raum repräsentiert

Auf kleinstem Raum repräsentiert dieser Garten (Schweizer Meisterschaft der Landschaftsgärtner 2018) das Mosaik der von Landschaftsgärtnern geforderten handwerklichen Fertigkeiten: vom Mauerbau über das Verlegen von Plattenbelägen und Pflästerungen und die Anlage von Wasserbecken bis hin zur Vielzahl vegetationstechnischer Arbeiten.

  • Garten- und Landschaftsbau

Die Lehre zum Landschaftsgärtner sollte neu vier Jahre dauern

Ist die Zeit reif für einen Systemwechsel in der Ausbildung der Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner? Gärtnermeister Jürg Haas ist jedenfalls überzeugt von der Notwendigkeit einer veränderten Ausbildung und wagt einen Vorstoss. Er führt eine Vielzahl guter Gründe an, die für eine vierjährige Ausbildungszeit sprechen. Ausbau der überbetrieblichen Kursangebote und Wochenblöcke in den Berufsschulen sowie praktische Vollzeitausbildung im vierten Lehrjahr im Betrieb sind wesentliche Punkte.

Die Anforderungen an den Landschaftsgärtner sind in den letzten Jahrzehnten um ein Vielfaches gestiegen. Zu den zu verarbeitenden Produkten gehören nicht nur Pflanzen, Erden und Steine, sondern darüber hinaus auch viele neue Materialien. Zudem sind diverse Spezialgebiete hinzugekommen. Die heute bei der Anlage von Gärten verwendeten Materialien und geforderten Techniken stellen eine grosse Herausforderung dar, die es als Fachmann am Ende der Lehrzeit mehrheitlich zu beherrschen gilt. Eine grosse Anzahl von Maschinen und Geräten steht heute zur Verfügung und diese müssen optimal eingesetzt und sicher bedient werden können. Die Arbeitssicherheit muss zwingend beachtet werden. Das bedarf einer sehr umfassenden Ausbildung, was in drei Jahren Lehre nur ungenügend vermittelt werden kann. Nicht zu vergessen sind die Ansprüche unserer Kunden und die geforderte hochstehende Qualität.

Der Einwand: vier Lehrjahre schrecken viele ab

Das mag für einige wenige zutreffen. Sind wir auf diese angewiesen? Wir wollen doch Lernende ausbilden, die diesen Beruf mit Überzeugung gewählt haben. Diese sind dann eher bereit, unserem schönen Beruf viele Jahre treu zu bleiben.

Der Unterricht in den Gewerbeschulen muss in Wochenblöcken erfolgen

Die Firmen, die Lernende ausbilden, kennen nichts anderes, als jeden Tag die Gruppen neu zu bilden: Da der Lernende gerade heute in der Schule ist und die Gruppe ohne seine ergänzende Hilfe nicht optimal läuft; dann vielleicht nicht morgen, aber am darauffolgenden Tag der zweite Lehrling auch in der Schule ist. So ist der Lehrling wie ein Spielball einmal da, einmal dort. Für ihn ist es nie sicher, ob er wieder in die gleiche Gruppe, zur gleichen Baustelle zurückkommt. Also braucht er sich auch keine eigenen Gedanken zur laufenden Arbeit zu machen (was machen wir morgen Interessantes?), da er dauernd «herumgereicht» wird. Auf jeden Fall ist der Unter­bruch durch den Schultag auch für den Lehrling nicht lustig.

Der Sportunterricht sollte verkürzt werden und durch Bewegungsübungen sowie sinnvolles Muskelaufbautraining (z.B. Pilates-Übungen) ersetzt werden.

Die überbetrieblichen Kurse (üK)
müssen massiv ausgebaut werden

Für die Lernenden müssen zusätzliche üK eingeplant werden, sodass sie ohne Einschränkung nach der Lehre als Landschaftsgärtner möglichst alle im GaLaBau anfallenden Arbeiten selbstständig ausführen können und dürfen. Das Zusatzangeobt sollte folgende Inhalte umfassen (Liste nicht abschliessend):

• Motorsäge (für alle Arbeiten, die im Garten anfallen inkl. kleinere Fällarbeiten)

• Baumpflege und -schnitt (Arbeiten in der Höhe)

• Obstschnitt

• Baugeräteführer: Bagger, Lader Stapler

• allgemeine Maschinenkunde (Tagesparkdienst und Problemlösungen)

• Wasser im Garten, Rohre, Leitungen

Schächte, Rinnen, Kanalisationsanschlüsse

• neue Produkte (z. B. Feinsteinzeug)

Wie können wir uns die 4-Jahre-Lehre für den GaLaBau vorstellen?

Die Gewerbeschule erfolgt in Wochenblöcken. Das heisst eine Woche Schule, dann vier Wochen Praxis im Betrieb. Die üK sollen ebenfalls in Wochenblöcken unterrichtet werden. Nach dem dritten Lehrjahr wird die theoretische Abschlussprüfung absolviert. Das vierte Lehrjahr gilt allein der praktischen ­Arbeit. So erfährt der Lehrling den ­gesamten Ablauf der Arbeiten ohne Unter­brechung. Unterhaltsfirmen, die Landschaftsgärtner ausbilden, sollen den Lehrling im vierten Jahr an einen GaLaBau-Betrieb übergeben, der das fehlende Praxiswissen vermitteln kann. Das vierte Lehrjahr soll auch dazu dienen, den Lehrling möglichst selbstständig einzusetzen, damit er Praxiserfahrungen sammeln kann. Das motiviert und fördert das Interesse am Beruf. Solche Mitarbeitenden brauchen wir!

Die praktische Prüfung, die weitaus höhere Anforderungen als bis anhin an den Lehrling stellt, erfolgt am Ende des vierten Jahres. Eine Individuelle Facharbeit (IFA ) soll wieder verlangt werden (fördert die Motivation ungemein), jedoch mit viel strengerer Bewertung.

Natürlich muss der Lehrlingslohn im viertenJahr erhöht werden. Im Lohnregulativ/GAV haben wir den «Gärtner EFZ» in den ersten drei Jahren zu einem reduzierten Lohn. Das heisst im Grunde genommen nichts anderes, als dass die drei Jahre Lehre nicht ausreichen. Wenn wir nun aber die Lehrlingsausbildung auf vier Jahre verlängern und die Zeit nutzen, um die Ausbildung breiter und interessanter zu machen, dient das allen Beteiligten. Die unterste Lohnstufe (früher «Junggärtner») ist dann ersatzlos zu streichen.

Die EBA ist unbedingt auf drei Jahre zu verlängern und mit entsprechend höheren praktischen Anforderungen anzupassen. Wir müssen Mut zeigen und für die Zukunft neue Wege beschreiten!

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Ausstellungen

Mustergültig, vorbildlich, vollkommen – so beschreibt das Lexikon den Begriff «ideal». Mit der fordernd-provokativen Vorgabe «Der ideale Garten» war…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Aus- und Weiterbildung

An der Schnittstelle von Planung und Umsetzung erarbeiteten die Studierenden der Technikerklasse der Höheren Fachschule (HF) an der Gartenbauschule…

Weiterlesen

  • Nachhaltig konkret
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur

Die Wohnanlage «In den Bäumen» in Egg ZH wurde mit dem Innovationspreis der Sophie und Karl Binding Stiftung ausgezeichnet. Die nachhaltige…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Innovation 2021

Neben Minibaggern mit Standardheck haben sich Modelle mit Kurzheck oder sogar Nullheck etabliert. Völlig ersetzen werden sie die Standardbauweise aber…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Auszeichnungen
  • Ausstellungen

Unter dem diesjährigen Leitthema «Facettenreich und lebenswert – Wie ein vielschichtiger Garten den Wohnbereich vergrössert» zeigen Gartengestalter an…

Weiterlesen

  • Fachhandel
  • Pflanzenverwendung
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Branche

An seiner Sitzung vom 1. März 2024 hat der Bundesrat eine Anpassung der Freisetzungsverordnung beschlossen. Ab dem 1. September 2024 dürfen gewisse…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Biodiversität

Im ehemaligen städtischen Schulgarten unterhalb des Kulturhofs Hinter Musegg in Luzern baut Stadtgrün aktuell eine Trockensteinmauer sowie…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Digitalisierung

Seit Mitte Februar können Baubegehren im Kanton Basel-Stadt mithilfe eines neuen Onlinetools erfasst werden.

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Wettbewerbe

Der von UFA-Samen lancierte Wettbewerb für artenreiche Blumenwiesen geht in die nächste Runde.

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau

Die GarLa Gruppe, ein Portfoliounternehmen der Ufenau Capital Partner AG in Pfäffikon, treibt ihr Wachstum in Deutschland weiter voran. Nach der…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Maschinen und Geräte

ETH-Forschende haben eine Methode entwickelt, um mit einem autonomen Bagger eine 6 m hohe und 65 m lange Trockensteinmauer zu bauen. Die Mauer ist…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Digitalisierung
  • Maschinen und Geräte

Husqvarna bringt im nächsten Jahr gleich zwei Neuerungen auf den Markt: den Automower 520 Epos und das netzunabhängige Solarladegerät für die gesamte…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Aus- und Weiterbildung

Am 26. September 2023 konnten 45 Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege nach zweijähriger berufsbegleitender Weiterbildung ihren…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Biodiversität
  • Organisationen

Ein Refugium für Pflanzen und Tiere schaffen – egal ob Garten, Balkon, Vorplatz oder Garagendach, keine Fläche ist zu klein. Unabhängig von der Grösse…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Buch-Tipp

Trockenmauern aus aufgeschichteten Steinen kommen ohne Mörtel aus. Sie dienen als Stützmauern, begrenzen Weiden, begleiten Wege und werden im Hausbau…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Buch-Tipp

Das Standardwerk mit Texten, Fotos und Illustrationen zum Bau, zur Entstehung und zur Bedeutung von Trockenmauern.

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur

Der «Elementplan Landschaftsarchitektur» dient als Ergänzung zu den Elementplänen der anderen Fachbereiche. Die soeben erschienene neuste Ausgabe…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Auszeichnungen

Aus über 70 Einsendungen aus zehn verschiedenen Ländern kürte die Fachjury Projekte aus Baden (Österreich), Kortrijk (Belgien) und Berlin für den…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Fachmessen

Aussteller und Besucher wünschen sich für die Leitmesse für urbanes Grün und Freiräume eine Laufzeitänderung. Künftig soll die GaLaBau in Nürnberg von…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Auszeichnungen

Nach der offiziellen Bekanntgabe an der Diplomfeier der Gärtner Ostschweiz im Juli verlegte Sandra Koller ihren Stern am Freitag, dem 18. August 2023,…

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe

08/2024

Mähroboter 2.0 – Satellit statt Signalkabel

Vertikutieren – Gerätetechnik im Fokus

Qualitative Unterschiede bei Staudenmischungen

Pflanzenstärkung bei Bauer Baumschulen
 

Zur Ausgabe E-Magazine

Newsletter Registration

Frau  Herr 

Agenda

Kamelien- und Magnolienblüte
Im botanischen Garten am Lago Maggiore sind ab Mitte März die Kamelien und Magnolien in voller Blütenpracht zu sehen.
Parco Botanico Gambarogno, San Nazzaro TI

Öffnungszeiten: täglich (auch Feiertage) von 9 bis 18 Uhr. Eintritt: Fr. 8.–. Weitere Infos: parcobotanicogambarogno.ch.

15.03.2024  –  30.04.2024
Frühlingsfest und 90-Jahre-Jubiläum der GSH
Gartenbauschule Hünibach, Chartreusestrasse 7, Hünibach

Freitag, 8.30 bis 22 Uhr und Samstag, 9 bis 16 Uhr. Am Samstag Markt und Degustation mit 17 Ständen, Unterhaltungsprogramm, Gastroangebot. 9.30 Uhr: Referat von Susanne Hochuli, Präsidentin Greenpeace Schweiz, zum Thema «Gärten sollen so sein, dass man darin lebt». 10. 30 und 14.30 Uhr: Führungen durch die Gärten und die Lehrwerkstätte.

26.04.2024  –  27.04.2024
Morgenevent an der Gartenbauschule Oeschberg
Mensa-Gebäude grosser Saal, Gartenbauschule Oeschberg

Die Freunde der Gartenbauschule Oeschberg laden zum Morgenevent: Gast-Referenten Peter Kuhn berichtet über Baumpflanzung der Zukunft. Anschliessend an das Gastreferat gemeinsames Frühstück.
Anmeldung (bis 15. April 2024) an: oeschberg@bzemme.ch.

26.04.2024 07:15  –  08:30

Submissionen

Neubau Mehrzweckhalle Bläji, Koppigen
Angebotsfrist: 07.05.2024
Region Schaffhausen
Neugestaltung Kammgarnhof und Neubau Tiefgarage
Angebotsfrist: 17.05.2024