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JardinSuisse-Präsident Olivier Mark warb um Verständnis für das unterschiedliche Tempo beim Fortschritt in Sachen Nachhaltigkeit.

Barbara Jenni, Vizepräsidentin JardinSuisse, liess die Delegierten schätzen, wie viel JardinSuisse 2019 für Umweltanliegen ausgab.

Carlo Vercelli, Geschäftsführer JardinSuisse, gab einen Einblick in den Betrieb der Geschäftsstelle von JardinSuisse in Aarau.

Berufsweltmeister-Team geehrt; von links: Lorenz Arbogast, Coach, Fabian Hodel, Mario Enz, Zentralvorstandsmitglied Norbert Schaniel, Präsident Olivier Mark und World-Skills-Chefexperte Simon Hugi.

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Unterwegs zu mehr Nachhaltigkeit

Die Führungsspitze des Unternehmerverbandes JardinSuisse zeigte sich bei der 13. Delegiertenversammlung letzte Woche in Bern geschlossen und bekräftigte den eingeschlagenen Weg. Umweltanliegen stehen zuoberst auf der Agenda. Inspiration hierzu gab es im Gastreferat, das den  Blick über den Zaun ins Living Lab der Eidg. Forschungsanstalt Empa bot.

So viel grünes Bekenntnis wie nie zuvor war an der 13. Delegiertenversammlung von JardinSuisse zu vernehmen. «Wir sind die wahren Grünen», «nahe an der Natur zu sein, liegt in der DNA des Gärtners» – mit pointierten ­Voten wie diesen lancierte Verbandspräsident Olivier Mark in seiner Eröffnungsrede das Thema der Positionierung des Verbandes. Höchste Zeit sei es, Umweltanliegen ernst zu nehmen, sagte er. Dominierten im Unternehmerverband der Grünen Branche vor zehn Jahren noch Wirtschaftsfragen und «überliess man die Ökologie den Umweltorganisationen», wie Mark in Erinnerung an seine erste Strategiediskussion sagte, so habe sich ein Wandel vollzogen. Er machte deutlich, dass nicht erst die aktuelle grüne Welle den Anstoss zu mehr Nachhaltigkeit gegeben hat, sondern diese vielmehr schon vor drei Jahren im Leitbild verankert wurde und in der Praxis umgesetzt wird. Der Bau von Naturgärten, die Verwendung einheimischer Pflanzen, der naturnahe Unterhalt mit Verzicht auf Kunstdünger und der auf ein Minimum reduzierte Einsatz von Pestiziden nannte er als Beiträge von GaLaBau-Firmen zur Nachhaltigkeit. Die Betriebe bewiesen damit Wendigkeit, so Mark. Aufgrund der Konkurrenz mit dem internationalen Pflanzenhandel weniger beweglich sind hingegen die Pflanzenproduzenten (siehe Artikel S. 10). «Damit diese Betriebe zum Wandel beitragen können, müssen sie zuerst einmal überleben», sagte der Verbandspräsident im Hinblick auf die beiden bevorstehenden Abstimmungen zur Pestizidinitiative, die JardinSuisse ablehnt. Streitpunkt sei nicht das Ziel, sondern das Tempo der Umsetzung. Laut Mark wird JardinSuisse für den «dritten, ebenfalls schwierigen, aber machbaren Weg» kämpfen, den des indirekten Gegenvorschlags. Namentlich ist dies die Reduktion des Pestizideinsatzes in der Schweiz um 50 % innerhalb von sechs Jahren. «In dieser Angelegenheit müssen wir das Viertel unserer Mitglieder unterstützen», warb Mark für Solidarität. 

Label für den naturnahen Garten

«Garten der Zukunft» ist der Titel des gemeinsam von JardinSuisse und der Stiftung Natur und Wirtschaft verliehenen Zertifikats für Privatgärten. Tobias Meyer berichtete von über 20 Zertitfizierungen, die seit der Lancierung 2018 erfolgten. Die Verwendung standortangepasster einheimischer Pflanzenarten, entsiegelte Bodenflächen und die giftfreie Pflege sind hierbei massgebende Kriterien. JardinSuisse unterstützt die Zertifizierung mit einem jährlichen Beitrag von 50 000 Franken. Mitglieder von JardinSuisse profitieren von einer Vergünstigung für die Zertifizierung.  

In Umweltanliegen investiert

Vizepräsidentin Barbara Jenni zeigte anhand eines Umwelt-Leistungskatalogs auf, dass das Engagement von JardinSuisse mehr ist als nur ein grüner Deckmantel, beginnend mit der jüngsten Kampagne und dem neuen Flyer gegen Schotterwüsten. Viele der Themen sind bei der vor 25 Jahren gegründeten und seither von Inge Forster geleiteten Umweltfachstelle angesiedelt. Hierzu zählt auch die Torfreduktion in Zierpflanzenbetrieben und im Detailhandel, die Jenny aufführte. Mehr als 10 000 Broschüren zur Bekämpfung invasiver Neophyten sind in Umlauf gebracht worden. Über 50 von JardinSuisse veranstaltete Fachkurse und 20 Tagungen zu Umweltthemen wie dem herbizidfreien Unterhalt von Wegen und Plätzen sowie Sonder­schauen an der Fachmesse öga nannte Jenni weiter. Zudem wurde das Konzept «naturnahe Gartenmodule» entwickelt, das auf der soeben aktualisierten Website und in einem neuen Schaugarten vorgestellt wird. Die aus recycelten Petflaschenverschlüssen hergestellten Mehrwegboxen im Pflanzenhandel und die Kampagne für Pflanzen mit besonderem Potenzial «Blumen für Bienen von Ihrem Gärtner» sind weitere,  der hier nicht abschlies­send aufgelisteten Umweltleistungen. Die Angaben zur Schätzfrage, wie viel der Verband im letzten Jahr für Umweltanliegen ausgab, lagen weit auseinander. Es sind dies 750 000 Franken. 

Der allgemein verbindliche Gesamt­arbeitsvertrag in der Warteschlaufe

Ins Stocken geraten sind der mit der Sozialpartnerin Grüne Berufe Schweiz (GBS) ausgehandelte flexible Altersrücktritt und der allgemein verbindliche Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Geplant war die Einführung im Januar 2021. Wie Tobias Meyer berichtete, warf die Rückmeldung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) auf die eingereichte Vorprüfung Fragen auf. Nach einer Aussprache verlangte das SECO nun eine aufwendige Studie. Eine neue Situation habe sich zudem durch das Urteil des Obergerichts ergeben, wonach die Gewerkschaft Unia als Sozialpartnerin in Schaffhausen akzeptiert werden müsse. Der ZV werde nun eine neue Bewertung vornehmen. Möglicherweise erfordere dies einen Entscheid, über den an der DV 2021 abgestimmt werden müsse, räumte Meyer ein. 

Jahresrechnung, Wahlen und Ehrungen

Die Jahresrechnung schloss mit einem Gewinn in Höhe von über 85 000 Franken ab. Budget und Rechnung wurden einstimmig genehmigt. Für die Geschäftsprüfungskommission stand eine Ersatzwahl an. Einstimmig gewählt wurde Jürg Rodigari, Domat/Ems. Ruedi Kündig, Kassier, stellte sich bei seiner einstimmigen Wiederwahl in den Zentralvorstand für eine dritte Amtsperiode zur Verfügung. 

Man ist vom Nachwuchs im GaLaBau so erfolgsverwöhnt, dass die Ehrung der Berufsweltmeister im Rahmen der DV schon fast zur Routine gehört. Norbert Schaniel würdigte die Leistung der Goldmedaillengewinner 2019 Mario Enz und Fabian Hodel aus der Zentralschweiz. Unterstützt von World-Skills-Chefexperte Simon Hugi und Coach Lorenz Arbogast sowie von ehemaligen Medaillengewinnern trainierten die jungen Landschaftsgärtner im Berufsbildungszentrum Neuenkirch für den Wettbewerb in Kazan. «Die Grüne Branche ist stolz auf die jungen Landschaftsgärtner. Sie sind super Botschafter», lobte Schaniel. 

Lob gab es allenthalben. Carlo Vercelli stellte den Delegierten sein Kader vor und bedankte sich für dessen Leistung. Vorgestellt wurde in diesem Rahmen die neue Kommunikationsleiterin des Verbandes Martina Hilken. Zur Geschäftsstelle zählen 30 Personen mit 24,5 Vollzeitstellen. Der Personalaufwand beläuft sich auf 2,94 Mio. Franken. Die Geschäftsstelle erbringt Dienstleistungen für 1736 Aktivmitglieder, davon sind drei Viertel GaLaBau-Unternehmen (1241) und ein Viertel Produktionsbetriebe (495).

In seinem Kurzreferat verwies Gastreferent Lutze von Wurmb, Präsident des Bundesverbandes Garten- und Landschaftsbau (BGL), auf die gleich gelagerten Probleme der Grünen Branche in Deutschland und der Schweiz, allen voran den Fachkräftemangel. Derzeit aktualisiert der BGL das Berufsbild und spricht den potenziellen Nachwuchs über digitale Medien an. Der BGL engagiert sich im europäischen Verband (ELCA) und setzt sich auf politischer Ebene in Brüssel für die grünen Anliegen ein, namentlich an der «Green Week» im Juni. Wie von Wurmb ankündigte, wird der von der ELCA im Rahmen der GaLaBau Nürnberg verliehene Trendpreis in diesem Jahr in die Schweiz gehen. 

Inspiration aus dem Living Lab

Einen innovativen Abschluss fand die DV mit dem Gastreferat von Dr. Peter Richner, stellvertretendem Direktor der Empa. Die im Bereich der ETH angesiedelte Forschungsanstalt (Empa) entwickelte mit NEST ein Konzept, um den Technologietransfer für mehr Nachhaltigkeit im Bauen zu beschleunigen. Der Materialbedarf nach Schweizer Standard (380 t/Person) sei kein skalierbares Modell, so Richner. In einem «Living Lab» wird beim Projekt NEST das Bauen der Zukunft erprobt. Im 3D-Drucker gefertigte Betondecken reduzieren bei gleicher Traglast den Bedarf an Beton um 60 %. Aus der eigens entwickelten Toilette wird Urin zu Nährstoffen aufbereitet. Daraus ist ein Spin-off entstanden, das Pflanzendünger vermarktet. Der Bau besteht zur Hauptsache aus vorgefertigten Modulen. Sie lassen sich wiederverwenden. Bauteile wie Türklinken stammen aus zum Abriss bestimmten Gebäuden. Sie sind hochwertig von der Ästhetik, aber aus geschlossenen Kreisläufen und «nur ausgeliehen», wie Richner im Hinblick auf ihre mögliche weitere Bestimmung sagte. |

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