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Der GaLaBau braucht einen Partner

Für Schweizer Baumschulen sind es schwierige Zeiten. Das bestätigte sich in Gesprächen mit den Produzenten von Gehölzen und Stauden an der diesjährigen öga. dergartenbau wollte von 14 Unternehmen wissen, wie sie aufgestellt sind und mit welchen Strategien und Massnahmen der Erfolg gesucht wird. Fazit: Die Kundennähe bleibt ein Trumpf der inländischen Betriebe. Ein Trumpf, der geschickt ausgespielt werden muss – und wird.

Die Konkurrenz der Schweizer Baumschulen ist massiv und kommt aus dem Ausland. Dort wird auch der Preis gemacht, der, bedingt durch die grosse Überproduktion in Deutschland, den Niederlanden und Italien, im Keller liegt. Besonders ausgeprägt ist der Preiszerfall bei Massenware, beispielsweiseclass="s1">Bodendeckern und Heckenpflanzen. Und er wird durch den schwachen Euro bzw. starken Franken akzentuiert und durch eine teils aggressive Promotion der ausländischen Mitbewerber begleitet. Alleebäume, so berichteten die Baumschulisten an der öga 2016 übereinstimmend, würden derzeit zu Schleuderpreisen «verscherbelt». Einer wusste sogar von einer italienischen Baumschule zu berichten, die Privatkunden in der Schweiz palettweise beliefert – weiss der Himmel, wie sich das rechnet.

Natürlich können die Schweizer Baumschulen von der aktuellen Situation auch profitieren und günstiger im Ausland einkaufen. Bei Produkten, die nur über den Preis verkauft werden, agieren sie denn auch mit einer gewissen Flexibilität. Doch im Wiederverkauf, vor allem für grössere Objekte, müssten die Pflanzen manchmal so billig angeboten werden, dass gar nicht erst offeriert wird. «Sobald das Geschäft anonymer wird, kommen die Pflanzen von irgendwo», berichtete Roman Schwitter, Geschäftsführer Schwitter Baumschulen, Inwil. Er positioniert sein Unternehmen als Verkaufsbaumschule mit einem 6000 m2 grossem Baumpark und hoher Fachkompetenz. Besonders viel Wert wird auf eine gepflegte Präsentation mit Erlebnischarakter gelegt – «eindeutig ein wichtiges Verkaufsargument», weiss Schwitter. «Wir beabsichtigen, diese Strategie weiter zu akzentuieren.»

Um am Markt bestehen zu können, sind eine hohe Pflanzenqualität und hervorragende Dienstleistungen von entscheidender Bedeutung. In dieser Einschätzung stimmten alle Befragten überein, ebenso in der Erwartung einer längerfristigen Strukturbereinigung. Betriebe, denen keine klare Positionierung gelingt und denen es nicht möglich ist, mit den ausländischen Produktionskosten annähernd mitzuhalten, dürften von der Bildfläche verschwinden. «Wer schnell und agil ist, hat Chancen», stellte Beat Graf, Frikarti Stauden AG, Grüningen, fest, und: «Um zu bestehen, muss man eine ge­wisse Grösse haben.»

Marktnah und kompetent

Als Schnittstelle zwischen GaLaBauer und Privatkunden versteht sich die Rusterholz AG, Oberrieden. Das Unternehmen setze einen Schwerpunkt auf die Verkaufsberatung des Endkunden im Auftrag des Gartenbauers. «Dieser wird dadurch entlastet und sehr schnell mit etikettierter Ware beliefert», erklärte Christian Rusterholz, zuständig für Verkauf und Logistik. «Wenn es eilt, wenn der Kunde die Pflanzen sehen will, dann ist und bleibt die Schweizer Baumschule gefragt», bestätigte Harry Künzi, Wildgehölzespezialist und Inhaber der Heggidorn-Baumschule, Frauenkappelen. Lieferbereitschaft, Flexibilität und Schnelligkeit seien wichtig, deshalb werde das Unternehmen seinen Lieferservice optimieren und ausbauen.

Einen speziellen Partnerschaftsstatus, der mit diversen Vorteilen verknüpft ist, bietet Gartenpflanzen Daepp, Münsingen, der GaLaBau-Kundschaft. Kundenberatung und -betreuung – auch nach dem Kauf – würden im Unternehmen grossgeschrieben», betonte Iwan Andres. Diese Kundennähe werde geschätzt, so der stellvertretender Verkaufsleiter. Man müsse aber auch innovativ sein. Daepp präsentierte sich an der öga als neuer Kompetenzparter für DuroplantPflanzgefässe in der Region Bern. Der Gartenbauer sei froh um Partnerbetriebe, in denen man die Gehölze anschauen und auswählen könne, meinte Urs Anderegg, Inhaber der Anderegg Baumschulen AG, Langenthal. «Er kann sich teilweise auch über die hier gewachsenen Produkte profilieren.» Dazu brauche es vor allem charaktervolle Solitärgehölze – Unikate.

Produkte, die es im Ausland nicht gibt

Ganz ähnlich sehen das die Kollegen. Alles andere als vergleichbar sein, heisst die Losung. «Man muss sich abheben und andere Qualitäten und Grössen bieten als im Ausland erhältlich», sagtePascal Kündig, Leiter Produktion, Kündig Baumschulen, Ibach. Schlingpflanzen im 4-Liter- statt im 2-Liter-Topf zum Beispiel. Daniel Sutter, Vorarbeiter Baumschule Toni Suter, Dättwil, erwähnt alte Sorten, regionale Sorten, grosse Obstbäume und Spezialformen als gute Möglichkeiten, sich abzugrenzen. Daniel Labhart, Schafisheim, setzt auf patentierte Eigenentwicklungen wie den torffreien Sellana-Pflanzenziegel, der in verschiedenen Linien weiterentwickelt wird. Als Weltneuheit an der öga zeigte er Sellana Honey Maedow (naturnaher Initialziegel mit Wildbienenpflanzen aus Schweizer Ökotypen). «Wir machen heute mehr Umsatz pro m2 mit derartigem Konzeptverkauf als mit Arten», freut sich Labhart.

Kommunale Baureglemente, die vorschreiben, dass zur Hauptsache einheimische Gehölze und Stauden zu verwenden sind, eröffnen ebenfalls Perspektiven. Rainer Marxsen, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Hauenstein AG, Rafz, wies in diesem Zusammenhang auf den neu herausgegebenen, 128 Seiten starken Wildpflanzenkatalog mit über 480 einheimischen Arten hin. Der Vollsortimenter hat sein Wildpflanzenangebot erweitert und baut auch sein Sortiment an Solitärgehölzen im Freiland und Container in der Breite und Tiefe aus. «Importdruck war für uns schon immer da und hat sich nicht wesentlich verstärkt», resümierte Jungpflanzenspezialist Christoph Roth, Roth Baumschulen GmbH , Dorf. Seine Firma hat das Sortiment Richtung Wildobstgehölze weiterentwickelt, u. a. mit der gelbfruchtigen Cornus mas ‘Flava’.

Innovativ und zuversichtlich

Zuversichtlich gab sich Urs Rutishauser, Häberli Fruchtpflanzen AG, Neukirch-Egnach. «Schweizer Baumschulen haben Chancen», meinte er, «zum Beispiel mit Nischenprodukten wie wir sie anbieten.» Die Nachfrage nach Obst- und Beerenpflanzen sei noch immer steigend, doch könne das schnell ändern. «Innovationen sind und bleiben daher wichtig», so Rutishauser. Ins gleiche Horn bläst Christof Ingold, Ingold Baumschulen AG, Bützberg. «Es braucht Innovationskraft.» Ingold setzt auf Eigenproduktion und will sämtliche technischen Möglichkeiten ausreizen, um kostengünstig in der Schweiz zu produzieren. «An jedem Faktor, an dem man schräubeln kann, müssen wir etwas machen.» Ab nächstem Jahr will der Unternehmer die Wasserversorung optimieren und statt des Bezugs von der Gemeinde nach eigenem Grundwasser bohren. Dieses ist bedeutend günstiger und würde es erlauben, die Wachstumsbedingungen in den Freilandkulturen durch Bewässerung (möglich bei 45 von 55 ha) weiter zu verbessern.

Michel Meylan, Meylan Pépinières, Renens, doppelte nach: «Wir müssen innovativ sein, neue Technologien etablieren und mit vielen kleinen Massnahmen die Rentabilität steigern.» Meylan ist überzeugt, dass die Zukunft den Schweizer Baumschulen eine Spezialisierung und die Produktion grösserer Stückzahlen abverlangt, und er freut sich, dass mit Tochter Rachel und Neffe Jérôme bereits die nächste Generation im Unternehmen ist.

In ferner Zukunft werde es weniger, aber grössere Betriebe mit Eigenproduktion geben, vermuteten die meisten Gesprächspartner. Er rechne damit, dass die Produktion – auch im Ausland – zurückgehen wird, sagte Roman Schwitter. Er verhalte sich tendenziell eher antizyklisch und sei für die Zukunft zuversichtlich. «Die Hauptherausforderung ist die Geschwindigkeit sowohl im Tagesgeschäft als auch in der Veränderung», konstatierte Beat Graf. Er äusserte die persönliche Überzeugung, dass Nachhaltigkeit irgendwann von entscheidender Bedeutung sein werde. Vor zwei Jahren stellte die Frikarti AG daher auf troffreie Staudenproduktion um. Jetzt wird die glyphosatfreie Gärtnerei anvisiert.

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