Artikel

Auf dieser grünen Parzelle

Auf dieser grünen Parzelle entstehen sieben Reiheneinfamilienhäuser, parallel zum bestehenden Bau. Das kleine Wäldchen verschwindet.

Eingezwängt! Wo einst grosszügig

Eingezwängt! Wo einst grosszügiger grüner Freiraum den Bewohnern Lebensqualität verlieh, lebt es sich heute verdichtet.

Ersatzpflanzungen nach Neubauten

Ersatzpflanzungen nach Neubauten bleiben Natur im Kleinformat.

  • Aus- und Weiterbildung

Quo vadis – horticulane?*

Heute zählt die Schweiz 8 Millionen Einwohnerinnen und die 10-Millionen-Schweiz wird bald Realität sein. Jährlich verschwinden 2700 ha fruchtbaren Bodens. Die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wird das Wachstum der Siedlungen nach innen gefördert. Was bedeuten diese Veränderungen für die Zukunft unseres Berufsstandes als GaLaBauer?

Manch leidenschaftlicher Gärtner wird die rasante Bautätigkeit mit gemischten Gefühlen verfolgen. Einerseits freut er sich über die Investitionen in die Baubranche, die sein wirtschaftliches Überleben sichern. Andererseits bedauert er den Bauboom, da er als Gärtner die Natur doch bestmöglich erhalten möchte.

Von der Zersiedelung zur Verdichtung

Wie kein anderer Faktor hat die Siedlungsentwicklung in den letzten 50 Jahren die Landschaft verändert. Ländliche Dörfer verstädtern. Städte und Agglomerationen dehnen sich immer mehr aus. Mit der Zersiedelung verliert die Landschaft ihre Natur- und Kulturwerte – und der Mensch seine Wurzeln.

Jahrzehntelang haben Siedlungsplaner, Architekten und Politiker die Zersiedelung unterstützt. Den ungebremsten Landverbrauch können wir uns jedoch nicht mehr leisten, meint auch Vittorio Magnano Lampugnani, Architekt und Professor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich. Gleichzeitig gilt es, nicht in eine Verdichtungseuphorie zu verfallen, wie er im Interview mit der Zeitschrift «wohnen» (05/2012) meint.

Tatsächlich scheint das Pendel heute in die andere Richtung auszuschlagen. Der Begriff «verdichtet bauen» ist in aller Munde. Mit dem Raumkonzept Schweiz (www.raumkonzept-schweiz.ch) und der Revision des Raumplanungsgesetzes (RPG) erhalten die Protagonisten dieser Siedlungspolitik Schützenhilfe auf Bundesebene. Grundgedanke ist, das Wachstum der Siedlungen nach innen zu richten, um natürliche Ressourcen zu schützen.

«Verdichtet bauen» – ein Allheilmittel?

Revisionen kantonaler Baugesetze und Bauverordnungen auf Gemeindestufe bilden die Grundlage für das verdichtete Bauen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Bodenverbrauch nimmt ab und damit der Druck auf noch intakte Landschaften. Doch auch die negativen Folgen dürfen nicht ausgeblendet werden. Ihnen wird in der heutigen Diskussion zu wenig Beachtung geschenkt. «Verdichtet bauen» bedeutet auch Verlust oder Verkleinerung grüner Freiräume im Siedlungsgebiet. Diese Entwicklung gilt es als Gartenbauer mit Argusaugen zu verfolgen. Sie wird unser Berufsbild und unsere Unternehmensstrategie von morgen bestimmen.

Grünflächenverlust im Siedlungsraum

Kleinere, alte Häuser mit grossen Gärten weichen grossen Häusern mit kleinen Gärten. Die hohen Baulandpreise rechtfertigen eine Investition nur dann, wenn die Parzelle voll ausgenutzt werden kann. Der Verlust grosser Villengärten, auf denen Wohnüberbauungen entstehen, gehört wohl zu den schmerzhaftesten Veränderungen grüner Siedlungs(t)räume.

Viele Blocküberbauungen der 60er- und 70er-Jahre zeichnen sich durch grosszügige Grünflächen – oft mit mächtigen, alten Bäumen – aus. Auch sie wurden für die Verdichtung entdeckt. Solche Parzellen erfahren nicht selten eine signifikante Vergrösserung der bestehenden Wohnfläche. Ersatz für die verlorenen Grünflächen gibt es kaum. Das gleiche Phänomen lässt sich auch bei Sanierungen von Garagendecken beobachten.

Bei neu bebauten Grundstücken wird meist so dicht gebaut, dass für mehr als minimal vorgesehene Sitzplätze, kleine Rasenflächen und Zugangswege kaum noch Platz vorhanden ist.

Das Resultat ist bei allen Beispielen dasselbe. Grüne Siedlungsfreiräume verkleinern sich massiv. Auf diesen gedeiht eine «verminiaturisierte» Ersatzpflanzung – mehr ist oft nicht erwünscht. Was bedeutet dieser Wandel für den Gartenbau?

Der GaLaBauer von morgen

Es wäre wohl vermessen, zu glauben, dass sich im Zuge des Wandels in der Siedlungspolitik das Bild des Gärtners nicht verändern wird. Vor allem in den von Think Thanks konzipierten Ballungszentren bahnt sich für die Gartenbaubetriebe ein Wandel an. So könnte ein Szenario in zehn oder zwanzig Jahren aussehen.

Sich die Landschaft in den Garten zu holen, ist nicht opportun. Der Platz fehlt. Es ist eng. Die Wohnhäuser stehen dicht beieinander. Die Grenzen zwischen aussen und innen vermischen sich. Der Garten ist Teil des Wohnraums und soll nur noch ausgestattet werden – extensiv und pflegeleicht; wenn intensiv, höchstens mit Trögen und kleinkronigen Bäumen. Die modernen grünen Freiräume entstehen auf Dächern, Terrassen, in engen Innen- und Hinterhöfen, hinter Mauern oder auf schlecht belastbaren Garagendecken.

Für die Gartengestaltung braucht es keinen «Gartenbauer», sondern einen «Gartenmöblierer». In seinem Werkhof stehen kleine, wendige, leistungsfähige Maschinen. Mobile Kräne und Teleskoplader kommen oft zum Einsatz, um das Mate­rial von der Strasse in den Garten zu transportieren. Kräftige, ausdauernde junge Männer sind gefragt, denn Hand­arbeit ist bei den sehr engen Raumverhältnissen wichtiger als je zuvor.

Der Wettbewerbsdruck ist enorm und nimmt weiter zu. Die Gärten sind klein, kaum bepflanzt und pflegeleicht gestaltet, sodass die Aufgaben ebenso von Gartencentern, Hauswartungsfirmen oder vom Flachdächler und Tiefbauer übernommen werden können. Psychologie, Marketing, Rhetorik, Rechtswissen und Organisationskompetenzen sind wichtiger als profunde Fachkenntnisse. Der Gang zum Gärtner drängt sich nicht mehr auf – oder? GaLaBauer, die es verstehen, individuelle und intelligente Lösungen zu finden, werden sich am Markt behaupten können.

Wohin gehst du – Gärtner?*


Wohin des Weges gehen Sie denn, liebe Leserin, lieber Leser? Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung? Wo sehen Sie Ihre Chancen? Senden Sie einen Kurzbeschrieb ihrer Vision vom Gärtnerberuf der Zukunft an redaktion@dergartenbau.ch.
Eine Auswahl an Antworten werden in der Rubrik Mosaik (Leserbriefe) publiziert. Othmar Gut

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

  • Aus- und Weiterbildung

Die Weiterbildungsmöglichkeiten in der Grünen Branche sind vielfältig, werden jedoch noch zu wenig genutzt. Mit der «bloom BOX» will nun JardinSuisse…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Aus- und Weiterbildung

An der Schnittstelle von Planung und Umsetzung erarbeiteten die Studierenden der Technikerklasse der Höheren Fachschule (HF) an der Gartenbauschule…

Weiterlesen

  • Aus- und Weiterbildung

Der neue Abteilungsleiter Garten Unterhalt der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon (GBW) verfügt über einen facettenreichen Werdegang. Im Gespräch mit…

Weiterlesen

  • Branche
  • Aus- und Weiterbildung
  • Organisationen

Die veränderten Kriterien in der Berufsausbildung, die künftige Ausrichtung der Schule sowie das geplante Bauprojekt Bührerhaus wurden für die…

Weiterlesen

  • Branche
  • Aus- und Weiterbildung
  • Organisationen

Heinz Hartmann wird ab dem 1. Mai 2024 neuer Leiter Bildung im Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich (BZG) in Pfäffikon. Mit diesem Entscheid…

Weiterlesen

  • Branche
  • Wettbewerbe
  • Veranstaltungs-Tipp
  • Aus- und Weiterbildung

Am 10. September werden in Lyon die 47. Berufsweltmeisterschaften eröffnet und mit dabei ist die grösste Delegation des SwissSkills National Teams der…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Aus- und Weiterbildung

Martina Voser, Inhaberin und Mitglied der Geschäftsleitung der mavo Landschaften gmbh sowie Gastprofessorin an der ETH Zürich, wird ordentliche…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Auszeichnungen
  • Aus- und Weiterbildung

Zum siebten Mal haben ComputerWorks und Vectorworks das Vectorworks Stipendium vergeben. Eine Fachjury wählte in verschiedenen Kategorien die besten…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Aus- und Weiterbildung

Am 26. September 2023 konnten 45 Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege nach zweijähriger berufsbegleitender Weiterbildung ihren…

Weiterlesen

  • Branche
  • Aus- und Weiterbildung

Der Zentralvorstand von JardinSuisse hat entschieden, dass per Lehrbeginn 2024 die Lehrlingslöhne höher ausfallen. Die neuen Richtsätze haben jedoch…

Weiterlesen

  • Biodiversität
  • Aus- und Weiterbildung

Claudia Schuppisser und Florian Lehmann haben den Lehrgang «Fachperson Biodiversität» im Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich (BZG) erfolgreich…

Weiterlesen

  • Branche
  • Aus- und Weiterbildung

Was sind entscheidende Faktoren für die langfristige Gewinnung, Entwicklung und Bindung von 18- bis 27-jährigen Berufstalenten in der Schweiz?…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Ausstellungen
  • Aus- und Weiterbildung

Das Limmattal ist eine der dynamischsten Kernregionen der Schweiz. Um für eine nachhaltige Zukunft gewappnet zu sein, braucht das Limmattal aber neue…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Aus- und Weiterbildung

Seit dem Jahr 2019 wird an der HES-SO in Kooperation mit der Universität Genf ein Studiengang (MDT) in Raumentwicklung mit einem Masterabschluss in…

Weiterlesen

  • Branche
  • Aus- und Weiterbildung

Gemäss aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bis zum 31. Dezember 2022 verzeichnete der Gartenbau in Deutschland erstmals seit fünf…

Weiterlesen

  • Branche
  • Veranstaltungs-Tipp
  • Aus- und Weiterbildung

Die Ostschweizer Bildungsausstellung (OBA) stellte die Grünen Berufe der Gärtnerinnen und Floristen vom 31. August bis 3. September in den Fokus.…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Aus- und Weiterbildung

Die Auswahl der Präsentationen der Diplomarbeiten der angehenden Techniker/-innen HF am Kolloquium diesen Juni an der Gartenbauschule Oeschberg zeigt…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Produktion
  • Aus- und Weiterbildung

Die Gemeindeversammlung Hilterfingen hat im Mai 2022 entschieden, dass der Gartenbauschule Hünibach das «Bührerhaus» im Baurecht übergeben wird – nun…

Weiterlesen

  • App-Tipp
  • Forschung
  • Aus- und Weiterbildung

Die Onlineplattform UDE BioSLiDES macht die Faszination der Mikroskopie zugänglich. Das von der Universität Duisburg-Essen realisierte Projekt…

Weiterlesen

  • Branche
  • Aus- und Weiterbildung
  • Organisationen

Nach über sechs Jahren als Direktorin der Gartenbauschule Hünibach wird Marianna Serena im Januar 2023 durch den Nachfolger Markus Weibel abgelöst.…

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe

08/2024

Mähroboter 2.0 – Satellit statt Signalkabel

Vertikutieren – Gerätetechnik im Fokus

Qualitative Unterschiede bei Staudenmischungen

Pflanzenstärkung bei Bauer Baumschulen
 

Zur Ausgabe E-Magazine

Newsletter Registration

Frau  Herr 

Agenda

Kamelien- und Magnolienblüte
Im botanischen Garten am Lago Maggiore sind ab Mitte März die Kamelien und Magnolien in voller Blütenpracht zu sehen.
Parco Botanico Gambarogno, San Nazzaro TI

Öffnungszeiten: täglich (auch Feiertage) von 9 bis 18 Uhr. Eintritt: Fr. 8.–. Weitere Infos: parcobotanicogambarogno.ch.

15.03.2024  –  30.04.2024
Frühlingsfest und 90-Jahre-Jubiläum der GSH
Gartenbauschule Hünibach, Chartreusestrasse 7, Hünibach

Freitag, 8.30 bis 22 Uhr und Samstag, 9 bis 16 Uhr. Am Samstag Markt und Degustation mit 17 Ständen, Unterhaltungsprogramm, Gastroangebot. 9.30 Uhr: Referat von Susanne Hochuli, Präsidentin Greenpeace Schweiz, zum Thema «Gärten sollen so sein, dass man darin lebt». 10. 30 und 14.30 Uhr: Führungen durch die Gärten und die Lehrwerkstätte.

26.04.2024  –  27.04.2024
Morgenevent an der Gartenbauschule Oeschberg
Mensa-Gebäude grosser Saal, Gartenbauschule Oeschberg

Die Freunde der Gartenbauschule Oeschberg laden zum Morgenevent: Gast-Referenten Peter Kuhn berichtet über Baumpflanzung der Zukunft. Anschliessend an das Gastreferat gemeinsames Frühstück.
Anmeldung (bis 15. April 2024) an: oeschberg@bzemme.ch.

26.04.2024 07:15  –  08:30

Submissionen

Neubau Mehrzweckhalle Bläji, Koppigen
Angebotsfrist: 07.05.2024
Region Schaffhausen
Neugestaltung Kammgarnhof und Neubau Tiefgarage
Angebotsfrist: 17.05.2024