«Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten haben einen der schönsten Berufe», betonte Christof Schärer, Leiter Stadtgrün Bern, in seinen Grussworten an der 100. GV des BSLA/FSAP. Dieser Beruf vereine Kreativität mit Naturverbundenheit und der Gestaltung von Lebensräumen für Menschen. Als Zeichen der Wertschätzung und Erinnerung an die Jubiläums-GV stiftete die Stadt Bern in einem symbolischen Akt eine Baumpatenschaft auf dem Holligerplatz. Der Leiter Stadtgrün hob hervor, wie wichtig es ist, Funktion und Nutzung von Freiräumen gemeinsam mit der Bevölkerung zu erarbeiten.
Am Veranstaltungsort, dem Holligerhof, befanden sich die fast 100 Teilnehmenden der GV an einem Hotspot für gelebte Partizipation in der Freiraumgestaltung. Die Bewohnerinnen und Bewohner der neu entstandenen Siedlung werden bewusst in die Gestaltung der gemeinschaftlichen Aussenräume eingebunden. Sechs Baukörper gruppieren sich um den vom Büro Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG unter Mitwirkung gestalteten Hof. Er wird vom offen gelegten Stadtbach durchzogen und bildet das Herzstück der Siedlung. Ein zentraler Bestandteil der Quartierentwicklung ist der 2024 eröffnete Holligerpark. Er ist als «lernender Stadtteilpark» konzipiert. Aufgrund der engen Verzahnung von Architektur, Landschaftsarchitektur und sozialräumlicher Planung gilt der Holligerpark als innovatives Beispiel für partizipativen, nachhaltigen Städtebau. Wie der federführende Landschaftsarchitekt Florian Seibold beim Rundgang erklärte, soll der Quartierpark kontinuierlich an die Bedürfnisse und Ideen der Nutzerinnen und Nutzer angepasst werden.
Facettenreiches Jubiläumsprogramm
An der anschliessenden Generalversammlung führte Co-Präsidentin Frederike Meinhardt ein letztes Mal durch die Veranstaltung. Sie dankte der Regionalgruppe Bern des BSLA für die Organisation des Rahmenprogramms. Frederike Meinhardt, die neue Co‑Leiterin der Fachabteilung Stadtraum in Basel, war massgeblich an der Organisation des BSLA-Jubiläumsjahres beteiligt. Dank Sponsoringbeiträgen von 150 000 Franken, die von Herstellern und einzelnen Firmenmitgliedern des BSLA bereitgestellt wurden, konnte ein vielfältiges Jubiläumsprogramm realisiert werden. Unter dem Motto «100 Jahre – 100 Posts» werden auf der Jubiläumswebsite Beiträge von Regionalgruppen, Büros und Hochschulen veröffentlicht. Zudem wurden Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt, die ebenfalls online abrufbar sind und spannende Einblicke bieten. Führungen in allen Landesteilen unterstreichen die gestiegene Sichtbarkeit der Landschaftsarchitektur. «Sie war nie grösser als jetzt», betonte die scheidende Co-Präsidentin. Auch die Mitgliederzahlen erreichten im Jubiläumsjahr einen neuen Höchststand: 50 neue Einzelmitglieder und drei Firmen wurden aufgenommen. Der BSLA zählt nun 900 Mitglieder – ein Zuwachs von 20 % seit 2020.
Neues Selbstbewusstsein
Über Jahrzehnte hinweg rang die Planungsdisziplin und vorneweg der BSLA um ein klares Selbstverständnis. In den vergangenen Jahren ist unter den Akteurinnen und Akteuren der Landschaftsarchitektur ein neues Selbstbewusstsein erwacht. Systemrelevanz ist ein Schlüsselwort dafür. Vor dem problematischen Hintergrund sich überlagernder Umweltkrisen sind die Kompetenzen der multifunktionalen Planungsdisziplin gefragter denn je. Im Jahrbuch Anthos, das sich im Jubiläumsjahr der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Berufs widmet, wird die wechselvolle Entwicklung facettenreich dargestellt. Wenn Patrick Schoeck, Geschäftsführer des BSLA, im Vorwort die Vielfalt der im Jahrbuch präsentierten Perspektiven preist, ist das keineswegs übertrieben. Unter dem Titel «Transformation» ist der Redaktion – unter der Leitung von Claudia Moll und Maarit Ströbele – gemeinsam mit der BSLA-Begleitgruppe und einem renommierten Autorenteam ein bemerkenswerter Wurf gelungen: Auf über 190 Seiten wechseln sich Innen- und Aussensichten, Rück- und Ausblicke, Selbstreflexionen und Impulse für die Zukunft ab. 15 ausgewählte Projekte markieren Meilensteine aus 100 Jahren Schweizer Landschaftsarchitektur. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag «Naturnahe Transformation»: Jonas Frei, Stadtökologe und Landschaftsarchitekt, analysiert darin, wie ökologische Ideale auf Umwegen ihren Weg in die Landschaftsarchitektur gefunden haben. Sein Fazit: Wenn die ökologischen Ansprüche im Pflichtenheft als Inspiration und nicht als Hindernis verstanden werden, entstehen spannende Projekte.
Vergangenheit und Gegenwart
Schlaglichter auf die Verbandsgeschichte werfen Claudia Moll und Peter Wullschleger in der Jubiläumsausgabe des Jahrbuches. Beide haben den BSLA selbst über viele Jahre mitgeprägt: Claudia Moll als Co-Präsidentin, die zusammen mit Jan Stadelmann zentrale Verbandsreformen der jüngeren Geschichte vorantrieb, und Peter Wullschleger als langjähriger Geschäftsführer. Die Gründung des Bundes Schweizerischer Gartengestalter (BSG) im Jahr 1925 geht auf die Initiative von Gartengestaltern zurück, die faire Honorare für ihre Arbeit durchsetzen wollten. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Eugen Fritz sen., Robert Froebel, die Brüder Oskar und Walter Mertens (alle aus Zürich), Otto Grossmann aus Aarau, Fritz Haggenmacher aus Winterthur, Fritz Klauser aus Rorschach, Adolf Vivell aus Olten sowie Emil Wyss aus Solothurn (Herausgeber Schweizerisches Gartenbaublatt). Walter Mertens wurde zum ersten Präsidenten des BSG gewählt. Nach der Fusion mit dem Schweizerischen Landschaftsplaner- und Landschaftsarchitekten-Verband (slpa) im Jahr 1994 ging aus dem BSG der heutige BSLA hervor. Mit Beatrice Friedli Klötzli aus Bern stand erstmals eine Landschaftsarchitektin an der Spitze des Berufsverbandes.
Heute zeichnet sich der BSLA durch ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis aus – auch im Co-Präsidium. Als Nachfolgerin von Frederike Meinhardt wurde Sonja Müller gewählt. Sie ist Teilhaberin eines Landschaftsarchitekturbüros. An ihrer Seite steht Co-Präsident Tobias Würsch, Mitglied der Geschäftsleitung von Stadtgrün Bern. Mit einem Ausblick auf das Jubiläumsfest am 12. September 2025 in Basel klang der Anlass bei Apéros und gemeinsamem Nachtessen aus.
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